Bergbau auf Kupfer hat in Marsberg eine lange Tradition. Vor allem für die mittelalterliche Rohstoffversorgung Mitteleuropas waren die reichen Vorkommen in der Hügelkette entlang der Diemel von großer Bedeutung. Im Laufe der Jahrhunderte wurden dort ca. 3,2 Millionen Tonnen Erz abgebaut. Spätestens seit dem frühen 9. Jahrhundert, nachdem die Reichsabtei Corvey bei Höxter/Weser umfangreiche Besitzungen um Marsberg von Kaiser Ludwig dem Frommen erhalten hatte, wurde aus der Siedlung Twiste Marsbergs ältestes Industriegebiet. Hier wurden Malachit und Azurit als oxidische Kupfererze gewerbsmäßig verarbeitet. Archäologisch nachgewiesen sind mehr als 30 flache Röstgruben und Öfen, die einst von einer Kuppel aus Weideruten und verstrichenem Lehm überdeckt waren. Die Metallhandwerker des Mittelalters verhütteten das Erz in mehreren Arbeitsschritten zu Kupfer. Das Endprodukt dürften Kupferbarren gewesen sein, die als begehrter Rohstoff in die Klosterwerkstätten nach Corvey gelangten sowie über den Markt in Horhusen, heute Niedermarsberg, bis in weit entfernte Gebiete Mitteleuropas verhandelt wurden.
(Text der Schautafel)
Das Dorf Twesine (villa Twesine), später auch Twissene oder Twiste genannt, wurde erstmals in einer Urkunde des Paderborner Bischofs Rotho 1046 erwähnt. 1524 verließen die letzten Bewohner Twistes ihre Höfe und siedelten sich in Niedermarsberg im Bereich des heutigen Kötterhagens an. Die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen von 1999 bis 2001 zeigten jedoch, dass die Anfänge der Besiedlung auf dem nördlichen Diemelufer bereits in das 7. Jahrhundert zurückreichen.
Spätestens um die Mitte des 8. Jahrhunderts erschlossen die Bewohner der villa Twesine die Kupferlagerstätten südlich der Diemel und verhütteten das abgebaute Erz direkt in der Siedlung. Ackerbau und Viehzucht bleiben jedoch auch weiterhin die Lebensgrundlage der dort ansässigen Familien. In Sichtweite der während der sogenannten Sachsenkriege zwischen dem Frankenkönig Karl dem Großen und den einheimischen Stämmen wichtigen Befestigung der Eresburg, heute Obermarsberg, konnten ausgedehnte Siedlungsreste freigelegt werden.
Die Archäologen gruben die Reste von ebenerdigen, in Fachwerktechnik errichteten Holzhäusern aus, die als Wohnbauten anzusehen sind. Zu den Hofanlagen des 7. – 11. Jahrhunderts gehören darüber hinaus eingetiefte Nebengebäude, sogenannte Grubenhäuser, die der Vorratshaltung sowie dem Hand- und Hauswerk dienten. Ferner traten Speichergebäude unterschiedlicher Bauweise auf. In den sogenannten Rutenbergen lagerte man vor allem ungedroschenes Getreide sowie Heu und Stroh. Im Laufe des 11. und 12. Jahrhunderts veränderte sich das Aussehen der Höfe: unter den Wohnhäusern wurden nun Keller angelegt, die die Grubenhäuser vollständig ersetzten.
(Text der Schautafel)
Diese Publikation gibt einen umfassenden Einblick in die Grabung.
https://www.lwl.org/pressemitteilungen/nr_mitteilung.php?urlID=43377